Wenn man sich in Gedanken einen meditierenden Menschen vorstellt, dann kommt einem als Erstes eine Person in den Sinn, die sich im Schneidersitz befindet und dabei natürlich keine Schuhe anhat. Doch muss man unbedingt eine Meditation barfuß ausführen?
Welche Bedeutung die Füße beim Meditieren haben und was den Unterschied zwischen barfüßigem Meditieren und Meditation mit Schuhen ausmacht, möchte ich im heutigen Artikel klären.
Nein, man muss eine Meditation nicht zwingend barfuß machen. Aus verschiedenen Gründen kann es sinnvoll sein, mit Socken oder gar mit Schuhen zu meditieren. Was für Möglichkeiten es gibt, mit Schuhen zu meditieren, werde ich später noch erläutern.
Inhalt
Welche Bedeutung haben die Füße bei der Meditation?
Bei der Meditation strebt man einen möglichst natürlichen Zustand an. Für die Füße bedeutet das, dass es besser ist, ohne Schuhe zu meditieren. Die verschiedenen ostasiatischen Traditionen lehren, dass dadurch die Energie besser fließen kann.
In den Lehren des alten China wird diese Energie als Qi bezeichnet, in den hinduistischen Traditionen Indiens als Prana.
Wissenschaftlich gesehen, sind Füße ohne Schuhe beweglicher oder lockerer. Auch mit Socken hat man schon präzisere Wahrnehmungen an den Sohlen. Ohne Socken ist man dann noch empfindsamer für jede Berührung.
Völlig barfuß sind die Füße aber auch kälter. Es fühlt sich für uns so an, als ob wir die Kälte der Luft über unseren Füßen und die des Bodens unter unseren Füßen vermehrt aufnehmen würden. In Wahrheit geben wir aber mehr Wärme ab, nach oben und nach unten.
Wenn du dich mit Meditation auskennst, wirst du wissen, dass es die unterschiedlichsten Meditationsformen gibt. So kann man in aktive und passive Meditation unterscheiden. Was man darunter genau versteht, erfährst du in diesem Artikel.
Achtsamkeitsmeditationen z.B. solche des Zen-Buddhismus werden in einem Lotossitz, ähnlich einem Schneidersitz durchgeführt. Du kannst dir denken, dass es dabei schwer möglich ist, dicke große Schuhe zu tragen.
Es wird mit Schuhen nicht möglich sein, die Unterschenkel angenehm zu verschränken oder aufeinander zu legen. Doch gerade für die Meditation ist wichtig, dass nichts stört. Viel wesentlicher als eine perfekte Körperhaltung oder ein korrekter Ablauf ist der geistige Zustand.
Entscheidend ist Achtsamkeit. Das aufmerksame Wahrnehmen und Beobachten der Sinneseindrücke und Gedanken.
Hat man beim Yoga Schuhe an?
Entsprechend der traditionellen Überlieferungen trägt man beim Yoga keine Schuhe.
Auch im Yoga wird meditiert. Wir finden dort sowohl Formen passiver als auch aktiver Meditation.
Yoga bezeichnet eigentlich eine indische spirituelle Lehre. Was wir jedoch in unseren Breiten mit Yoga oft gleichsetzen, sind die Asanas. Dabei handelt es sich um die charakteristischen Körperstellungen, die wir vor allem in der Strömung des Hatha Yogas finden.
Doch Yoga besteht noch aus viel mehr als diesen Stellungen.
Dennoch ist es richtig, dass man im Yoga besonders körperlich aktiven Meditationsformen begegnet. Bei uns in der westlichen Welt verstehen wir das oft als Gymnastik.
Warum macht man Yoga barfuß?
Wer einige der Asanas kennt, wird verstehen, warum man beim Yoga traditionell keine Schuhe trägt. So gibt es einige intensive Körperverrenkungen, die ein Maximum an Flexibilität und Geschmeidigkeit erfordern.
Eine berühmt, berüchtigte Stellung ist jene, bei der ein Fuß hinter den Kopf geklemmt wird. Du kannst dir vorstellen, dass dabei ein großer und harter Schuh sehr stören würde.
Allerdings gibt es auch viele einfachere Übungen, bei denen es überhaupt kein Problem darstellt, die Schuhe anzulassen. Ich denke dabei an den Sonnengruß, bei dem man mit den Füßen auf dem Boden steht.
Weitere wichtige Gründe, warum man Yoga barfuß macht, sind:
- Spüren des Bodens
- Halten des Gleichgewichts, balancieren
- Stimulation von Akupunkturpunkten an der Fußsohle
Ein wesentlicher Aspekt im Yoga stellt die Verbindung zur Erde dar. Daher besteht ein Teil der spirituellen Praxis darin, den Kontakt der Füße zum Boden besonders wahrzunehmen. Ohne Schuhe geht das natürlich viel besser.
Einige Yoga-Übungen sehen vor, das körperliche Gleichgewicht zu halten. Irgendwie kann man das natürlich auch mit den Schuhen hinkriegen, wenn man Glück hat. Ohne Schuhe entspricht das aber viel mehr der natürlichen Haltung.
Auch an den Fußsohlen verlaufen nach verschiedenen traditionellen Lehren folgend gewisse Energiebahnen. Ein Aufsetzen der Fußsohle auf dem Boden stimuliert bestimmte Energiepunkt, vergleichbar einer Akupunktur.
So geht Meditation mit Schuhen
Gerade bei aktiven Formen der Meditation, wie z.B. im Yoga, können also Schuhe störend sein. Doch selbst dabei gibt es einige Übungen, für die man nicht unbedingt barfuß sein muss. In den meisten Fällen, lässt es sich einfach einschätzen, ob man dringend die Schuhe ausziehen sollte.
Wenn du in einem Kurs bist, kann dir der Yoga-Lehrer dazu Auskunft geben. Auch in Yoga-Büchern können entsprechende Hinweise zu finden sein.
Moderne Meditation mit Schuhen
Wenn es dir nicht so wichtig ist, exakt nach den traditionellen Lehren zu meditieren, dann eröffnen sich viele Möglichkeiten für eine Meditation mit Schuhen. Wie schon erwähnt, ist die Achtsamkeit für die Meditation entscheidend. Und in dieser Hinsicht kann man schon den Traditionen folgen.
Eine Zen-Meditation im Sitzen muss nicht zwangsläufig im Lotossitz erfolgen. Du kannst sie auch auf einem Stuhl durchführen. Achte dabei bitte darauf, dass dein Rücken gerade und aufrecht ist.
Für diese Meditation schließt du deine Augen und achtest auf die Atmung. Früher oder später werden Gedanken im Kopf auftauchen. Dies ist normal und völlig in Ordnung. Wichtig ist dabei, die Aufmerksamkeit immer wieder auf die Atmung zurückzulenken.
Kennst du schon den Kinhin? Dabei handelt es sich um eine Gehmeditation aus der Tradition des Zen-Buddhismus. Dabei wird achtsam umhergegangen, wobei je ein Schritt beim Einatmen und je ein Schritt beim Ausatmen erfolgt.
Es ist nicht notwendig, den traditionellen Ablauf genau zu befolgen. Es geht eben darum, bewusst, achtsam und langsam zu gehen. Dabei richtet man die Aufmerksamkeit vor allem auf die Beine und Füße.
Besonders interessant ist diese Übung, wenn man im Freien läuft und auch auf die verschiedenen Untergründe achten kann. Trotz der Schuhe wird man ein wenig spüren, wie sich der Boden anfühlt. Außerdem kann man feststellen, wie je nach Untergrund ganz andere Geräusche zu hören sind, wenn man die Füße aufsetzt.
Was bewirkt Barfußlaufen?
Auch auf dieses Thema möchte ich kurz eingehen, auch wenn es sich meiner Meinung nach nicht um eine Meditation handelt. Nach den traditionellen Überlieferungen ist das Barfußgehen keine übliche Meditationspraxis.
Das Barfußgehen haben noch nicht viele für sich entdeckt. Diejenigen aber, die es regelmäßig praktizieren, sind hell auf davon begeistert. Auch Experten sprechen von verschiedenen positiven Effekten, die das Barfußgehen hat.
Vor allem soll das Laufen ohne Schuhe die Fußmuskeln stärken und für entspanntere Füße sorgen. Wieso ist das so? Beim Gehen mit Schuhen übernimmt der Schuh selbst, so manche Stützfunktion. Ohne Schuhe müssten dafür gewisse Muskeln aktiv werden, um diese Stützung zu gewährleisten.
Trägt man nun dauernd Schuhe, sind diese Muskeln zu wenig tätig. Sind werden mit der Zeit schwach, was vermehrt zu verschiedenen Beschwerden führen kann.
Außerdem soll das Barfußgehen die Durchblutung anregen.
Was ist beim Barfußlaufen zu beachten?
Zunächst einmal möchte ich darauf hinweisen, dass du die Verantwortung trägst, wenn du barfuß gehst. Ich kann keine Verantwortung dafür übernehmen, wenn du dich dabei verletzt.
Denn das kann eben auch passieren. Barfußlaufen hat nicht nur Vorteile. Wir gehen nicht ohne Grund die meiste Zeit mit Schuhsohlen.
Es gibt verschiedene spitze oder scharfkantige Untergründe, bei denen man sich verletzen kann.
Für den Anfang empfehle ich daher einen weichen Untergrund auszuwählen, z.B. der Rasen im Garten. Ich rate auch davon ab, als Anfänger bei Kälte barfuß umherzulaufen.
Eine interessante Möglichkeit für ein abwechslungsreiches Barfußlaufen sind sog. Barfußpfade. Von denen gibt es inzwischen immer mehr in Deutschland und auch anderswo.
Sicherlich befindet sich so ein Pfad auch in der deiner Nähe. Informiere dich dazu doch einfach mal im Internet.
Und in der Tat kann man dieses achtsame Wahrnehmen verschiedener Böden mit den Fußsohlen auch als Meditation im weiteren Sinne bezeichnen.
Eine ganz einfache Möglichkeit für einen Barfußlauf ergibt sich, wenn du innen einmal ohne Schuhe läuft. Es muss nicht immer Naturboden sein. Ziehe dafür nicht nur deine Schuhe, sondern auch deine Socken aus.
Nun kannst du wahrnehmen, wie sich die verschiedenen Böden in deinem Zuhause anfühlen. Ob Teppich, Parkett, Fließen, Stein, Kunststoff und noch mehr. Interessant wird dabei auch die Erfahrung sein, wie sehr unterschiedlich warm bzw. kalt die Böden sind.
Ich sehe das aus Erfahrung schon etwas anders. Ich biete seit Jahren Yoga und Meditationskurse an und bei beiden finde ich es sehr wichtig, dass man dabei barfuß ist.
Du hast ja im Grunde die wichtigsten Gründe genannt. Schuhe und Socken verhindern die Wahrnehmung durch die Füße. Sie wirken aber auch psychologisch wie eine Barriere und verhindern, dass man sich wirklich öffnen kann. Das klingt vielleicht etwas esoterisch, es ist aber wirklich so, dass ein gewisses unterbewusstes Freiheitsgefühl sich erst mit nackten Füßen einstellt.
Der Meditationsraum sollte angemessen warm sein, da man bei Unbehagen durch Kälte sowieso nicht richtig meditieren kann. In einem warmen Raum werden dann aber auch die Füße nicht kalt.
So oder so bin ich der Meinung, dass barfuß da sehr entscheidend ist und würde da immer drauf bestehen.
Viele Grüße
Elli