Aus verschiedenen Gründen fragen mich Leute immer wieder danach, ob es auch möglich sei, eine Meditation auszuführen ohne dabei auf den Atem zu achten. Vorab gesagt, es geht natürlich. In diesem Artikel gehe ich darauf ein, welche Bedeutung das Beachten der Atmung bei der Meditation hat.
Außerdem möchte ich die besten Alternativen aufzeigen, die für dich interessant sein können, wenn du bei der Meditation nicht auf den Atem achten willst oder kannst.
Inhalt
Welche Bedeutung hat die Atmung bei der Meditation
Meditation ohne Atem? Ganz ohne zu atmen geht es natürlich nicht. Jeder der meditieren kann, ist am Leben und atmet somit. Es geht vielmehr darum, bei der Meditation die Atmung bewusst zu beachten. Das kann auf verschieden Wegen geschehen.
Es ist letztlich erlaubt, mit allen Sinnen die möglich sind, die Atmung wahrzunehmen. Das bedeutet, auch den Geruch oder den Geschmack der Luft wahrzunehmen. Da kann man auch schnell selbst herausfinden, ob man unangenehm riecht oder ob man Mundgeruch hat.
Wahrscheinlich ist auch das der Grund, weshalb manche beim Meditieren nicht auf den Atem achten wollen.
Aber jetzt Spaß bei Seite. Es gibt schon viele ersthafte Gründe, nicht auf den Atem zu achten.
Welche Rolle spielt die Atmung bei traditionellen Meditationen?
Bei vielen klassischen Meditationsübungen geht es darum, auf den Atem zu achten. Aber das gilt nicht für alle Übungen. Auch in den traditionellen Formen der Meditation gibt es schon viele Alternativen zur Atmung.
Wenn die Atmung jedoch im Mittelpunkt steht, dann auf folgende Weisen:
- Hören des Strömungsgeräuschs der Luft durch die Nase
- Spüren der Luftströme an den beiden Nasenlöchern
- Wahrnehmung des Hebens und Senkens des Bauches
- Kombination aus den vorangegangenen Punkten
Es ist zu sehen, welch vielfältige Möglichkeiten es gibt, den Atem zu beachten. An den Nasenlöchern kann z.B. festgestellt werden, wie viel Luft durch diese strömt. Man erkennt, wie frei sie sind. Dabei ist es normal, dass die beiden Nasenflügel im Wechsel etwas freier oder verschlossener sind.
Eine häufig praktizierte Übung besteht darin, wahrzunehmen, die ausströmende Luft deutlich wärmer ist, als diejenige, die man davor eingeatmet hat.
Welche Wirkung hat das Beachten des Atems bei der Meditation?
Vor allem folgende drei Aspekte der Atmung haben beim Meditieren eine Bedeutung:
- Der Rhythmus
- Die Achtsamkeit und Gegenwärtigkeit
- Bauchatmung durch die Nase
Der Atem-Rhythmus: Zunächst einmal stellt die Atmung einen gleichmäßigen Rhythmus dar. Alles mit einer gewissen Gleichmäßigkeit und Ordnung sorgt in uns für Wohlbefinden und Ruhe.
Das gilt auch für das Beachten von Schritten oder wenn du Symmetrien bewusst wahrnimmst, z.B. die Blütenblätter einer Pflanze. Auch ein aufgeräumtes, geordnetes Zimmer kann zu diesem Wohlbefinden durch Ordnung führen. Zu letzterem gehen die Meinungen aber auseinander.
So behaupten auch einige, dass ein unaufgeräumtes Zimmer die Kreativität steigert.
Aber alles in allem kann man sagen, dass Ordnung und Harmonie zum Wohlbefinden beitragen. Und dies gilt auch für den Atem. Von diesem können wir den gleichmäßigen Rhythmus sogar über mehrere Sinne wahrnehmen.
Wir hören das gleichmäßige Atemgeräusch und nehmen gleichmäßige Bewegungen an verschiedenen Stellen unseres Körpers war. Ebenso spüren wir den gleichbleibenden Rhythmus des Luftstroms.
Achtsamkeit und Gegenwärtigkeit: Wie schon oft erwähnt (z.B. im Artikel: Muss man beim Meditieren sitzen?) bedeutet Meditation vor allem Achtsamkeit. Es geht um die achtsame Wahrnehmung von Sinneseindrücken. Diese sollen die Aufmerksamkeit ganz ausfüllen, sodass das Kreisen in Gedanken beendet wird.
Die achtsame Konzentration auf eine Sinneswahrnehmung bringt dich immer wieder aus den Gedanken heraus. Sie sorgt dafür im Außen zu sein, im Hier und Jetzt. Du bist dann gedanklich nicht mehr an einem anderen Ort aber auch nicht in der Zukunft oder der Vergangenheit.
Du gelangst durch die achtsame Wahrnehmung zur Gegenwart und entziehst dich dem Grübeln, das ein Energiefresser ist.
Bauchatmung durch die Nase: Bei der Meditation wird, wenn möglich, durch die Nase geatmet und nicht durch den Mund. Außerdem findet eine Bauchatmung statt. Du atmest dabei tief in das Zwerchfell und nicht flach in die Brust.
Bauch- und Nasenatmung senken die Sauerstoffkonzentration im Blut. Das hört sich zunächst irgendwie falsch und ungesund an, ist es aber nicht. Es geht nicht darum, einen zu tiefen Sauerstoffgehalt im Blut zu erreichen. Sondern es wird versucht, eine zu hohe Sauerstoffkonzentration auf ein Normalmaß abzusenken.
Eine flache Brustatmung durch den Mund sorgt für eine starke Versorgung mit Sauerstoff. So viel Sauerstoff, wie wir eigentlich nur benötigen, wenn wir in Not sind. Wenn wir z.B. kämpfen oder fliehen müssen.
Eine hohe Sauerstoffkonzentration bedeutet Stress. Wenn wir uns allerdings nicht intensiv bewegen und den Sauerstoff verbrauchen, dann sitzen wir quasi auf der Energie und werden sie nicht los. Ein sehr unangenehmes Gefühl. Und auch ein Zustand, der auf Dauer nicht gesund sein kann.
Das flache Atmen durch den Mund in die Brust erhöht auch den Blutdruck und die Herzfrequenz. Der Zustand des Stress führt zu noch mehr Mundatmung. Es ist ein Teufelskreis.
Atmen ist auch eine Gewohnheitssache. Sicher musstest du das Atmen nach der Geburt nicht lernen und hast es so schon gekonnt. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich eine bestimmte Art des Atmens an. Entweder eine gesündere oder eine ungesündere.
Bei der Meditation geht es darum bewusst durch die Nase in den Bauch zu atmen. Du atmest dabei langsam und sorgst dafür, dass sich nicht zu viel Sauerstoff im Blut befindet, sondern gerade so viel wie nötig. Eine regelmäßige Meditation hilft dabei, das richtige Atmen zu verinnerlichen, sodass es sich automatisiert.
Du kannst auch in verschiedenen Situationen des Alltags immer wieder darauf achten, wie du gerade atmest und wenn nötig, eine Korrektur vornehmen.
Wann macht es Sinn, nicht auf den Atem zu achten?
Vor allem bei Problemen mit der Atmung, kann es Sinn machen, bei der Meditation nicht auf sie zu achten. Das sind z.B. verschiedene Lungenkrankheiten oder Atemwegserkrankungen.
Wenn du von solchen Krankheiten betroffen sein solltest, dann kläre unbedingt mit einem Arzt ab, welche Atemübungen in Frage kommen und ob solche Übungen überhaupt durchgeführt werden dürfen.
Wer künstlich beatmet wird, hat wahrscheinlich auch keine Freude daran, diese Atmung achtsam wahrzunehmen. Es ist eine nötige Form aber eine unnatürliche. Der Sinn der Beachtung des Atems besteht darin, einen natürlichen Rhythmus wahrzunehmen.
Immer wieder hört man den Rat, dass es wichtig sei, die Meditation unbedingt nach den traditionellen Regeln auszuführen. Ich sage aber, wenn es sich für dich nicht gut anfühlt, dann muss du es auch nicht machen.
Das Beachten von Schmerzen rückt die Schmerzen in den Mittelpunkt und es kann schlimmer werden. Auch hier wird immer wieder behauptet, dass das Beachten Akzeptanz bedeutet und zu einem Abklingen führt. Das kann man aber so pauschal nicht sagen.
Mache am besten selber Erfahrungen mit der Beachtung des Atems. Wenn es dir nicht hilft oder Probleme noch verstärkt, so lasse es sein.
Auch für das Bewältigen von Angst und Stress ist es nicht für jedermann geeignet, auf die Atmung zu achten. Das bekommt den Leuten sehr unterschiedlich. Den einen fällt es leicht, langsam zu atmen und sich davon beruhigen zu lassen. Den anderen gelingt es nicht, die Atmung zu verlangsamen. Sie nehmen den unruhigen Atem bewusst wahr und werden noch mehr verunsichert. Manche geraden sogar in Panik und bekommen Atemnot.
Auch bei solchen Problem verweise ich darauf, einen Arzt aufzusuchen.
4 Alternativen statt der Beachtung des Atems
Zum Glück gibt es sehr viele Alternativen. Ich habe immer wieder darauf hingewiesen, dass Meditation im weiteren Sinne bedeutet, alles mögliche achtsam wahrzunehmen. Es geht schlicht und ergreifend darum, aufmerksam die Sinneseindrücke zu verfolgen.
Und da gibt es so viel mehr, als die Beachtung des Atems. Dabei hab ich von anderen Formen, wie der Mantra-Meditation noch garnicht gesprochen.
Die häufigsten Alternativen zur Beachtung der Atmung sind:
- Wahrnehmung von Körperteilen: Berührungen der Hand von Gegenständen, Geländer oder der anderen Hand. Berührung des Bodens mit den Füßen. Wahrnehmung verschiedener Untergründe. Wahrnehmung der Sitzfläche mit den Gesäß oder Spüren der Lehne mit dem Rücken.
- Beachtung optischer Eindrücke: Betrachtung von Details in der Natur aber auch von Gegenständen. Auf Materialien und Oberflächen konzentrieren.
- Geräusche wahrnehmen: Hören, was von außen kommt. Das Rauschen des Windes, das Plätschern eines Baches, das Zwitschern der Vögel oder das Zirpen einer Grille.
- Achtsamkeit durch Genuss: Etwas leckeres, wie z.B. Schokolade bewusst verzehren. Die Schokolade ansehen, an ihr riechen, das Knacken beim Abbeißen hören, das Schmelzen im Mund fühlen und den Geschmack auf der Zunge schmecken. Mehr Infos dazu findest du in folgendem Artikel: Entspannung durch Genuss.
Fazit: Ist eine Meditation ohne den Atem zu beachten möglich?
Wir haben gesehen, dass es möglich ist. Es macht durchaus Sinn, bei verschiedenen Beschwerden nicht auf die Atmung zu achten. Schlussendlich stehen sehr viele Alternativen zur Verfügung. Es geht darum, verschiedenste Sinneseindrücke bewusst und achtsam wahrzunehmen.
Mein Tipp zum Abschluss: Suche dir etwas aus, was du regelmäßig wahrnehmen kannst. Wiederholung ist wichtig. Immer wieder die gleichen Abläufe zu haben, verstärkt die Wirksamkeit der Meditation auf Entspannung und Wohlbefinden.