Denkst du Meditation sei langweilig? Welche Mittel fallen dir als Erstes gegen Langeweile ein? Sicherlich irgendwelche unterhaltsamen Aktivitäten. An Meditation gegen Langeweile denkt man aber nicht sofort. Warum Meditieren trotzdem nachhaltig gegen Langeweile hilft, erkläre ich heute.
Außerdem soll es darum gehen, was du tun kannst, um Meditation nicht mehr langweilig zu finden. Ergänzend erfährst du weitere sinnvolle Tipps gegen Langeweile, die das Meditieren hervorragend abrunden.
Inhalt
Warum hat man Langeweile?
Anders als man meinen könnte, führt Nichtstun nicht zwangsläufig dazu, dass wir uns langweilen. Was bedeutet denn Nichtstun genau? Ist es uns wirklich möglich, gar nichts zu tun? Selbst wenn wir meinen, dass wir nichts tun, so atmen wir doch oder wir sehen und hören beispielsweise.
Jetzt könnte man sagen: Das sind doch keine richtigen Aktivitäten. Das ist es doch, was man umgangssprachlich unter Nichtstun versteht. Nur herumsitzen, atmen, sehen und hören.
Aber was sind schon richtige Aktivitäten. Das ist Ansichtssache. Worauf ich hinaus möchte, ist, Langeweile ist eine Frage der Interpretation, eine Frage der Bewertung.
Es verhält sich ähnlich, wie mit dem Warten. Was ist warten? Das ist ebenso Ansichtssache.
Wenn zwei Personen als Zuschauer in einem Konzert sitzen, dann können sie das ganz unterschiedlich empfinden. Vielleicht hat die eine Person, sich bewusst für das Konzert entschieden, dass sie diese Musik mag. Die andere Person ist möglicherweise nur mitgegangen, weil sie einer Einladung folgen wollte, um nicht unangenehm aufzufallen.
Für die Person, die diese Musik mag, ist das Konzert ein Genuss. Die andere Person hingegen, die diese Musik nicht ausstehen kann, langweilt sich. Für sie ist es ein Warten auf das Ende, bis das Konzert endlich vorbei ist.
Ähnlich verhält es sich auch manchmal bei Vorträgen. Der eine hört fasziniert zu, der andere langweilt sich und wartet sehnlich auf das Ende.
Ich denke, es ist nun deutlich geworden, dass das Empfinden von Langeweile etwas damit zu tun hat, wie man die Situation beurteilt.
Langeweile trotz Aktivität
Was man auch sehen konnte: Langeweile kann selbst dann auftreten, wenn man nicht untätig ist. Neben dem „Nichtstun“ sind es also auch eintönige Aktivitäten, die zu Langeweile führen können. Und was eintönig ist, empfindet jeder anders.
Es hat oft auch damit zu tun, ob wir einen Sinn hinter einer Sache sehen. Darüber hinaus, spielt auch die Erwartungshaltung eine wichtige Rolle. Wir werden in unserer Bewertung der Lage beeinflusst durch Ideale und Muss-Vorstellungen.
So z.B. von der Vorstellung, man muss immer ganz viel machen. Jeder Tag muss sehr ereignisreich und aufregend sein. Man muss viele andere Leute treffen. Man muss an verschiedenen Orten sein. Und das, was man unternimmt, muss als komplex gelten. Es müssen Tätigkeiten sein, für die man in der Gesellschaft viel Respekt bekommt.
Man könnte auch sagen, dass was als langweilig gilt, langweilt uns. Es stimmt schon, dass es nicht nur diese Erwartungen sind. Manche Aktivitäten sind eben so anspruchsvoll, dass es quasi dabei unmöglich ist, sich zu langweilen.
Doch bei all den ruhigeren Dingen, bei denen schnell Langeweile aufkommen kann, ist es unsere Aufgabe, einmal eine andere Sicht einzunehmen. Es geht darum, die Dinge so zu betrachten, dass wir sie nicht mehr als langweilig empfinden.
Was bedeutet achtsam sein und wie hilft das gegen Langeweile?
Achtsam sein bedeutet, den gegenwärtigen Moment bewusst wahrzunehmen. Das ist auch häufig das Ziel einer Meditation. Es geht darum, die Aufmerksamkeit auf die Sinne zu lenken. Entweder man richtet die Wahrnehmung nach außen, z.B. auf Geräusche der Umgebung oder nach Innen bspw. auf den Atem.
Man kann auch die Gedanken beobachten. Dazu eignet sich besonders gut die sog. Mauselochübung. Die Idee dahinter ist, auf den nächsten Gedanken zu warten, zu schauen, was da für einer kommt. Anschließend geht es darum, den aufkommenden Gedanken weiter ziehen zu lassen.
Dabei haftet man diesem Gedanken nicht an. D.h. konkret, dass man das Thema, von dem dieser Gedanke handelt, in Gedanken nicht weiterdiskutiert. Es geht eben darum, es bei diesem einen Gedanken zu belassen und keine weiteren Gedanken, wie bei einer Kette anzuhängen.
Um den Gedanken nicht anzuhaften, ist es auch möglich, immer wieder zur Atmung zurückzukommen. Das bedeutet, die Aufmerksam immer wieder zurückzulenken auf die Wahrnehmungen des Körpers.
Welchen Nutzen hat Meditation bei Langeweile?
Bei einer Achtsamkeitsmeditation geht es darum, ganz im Moment zu sein. Bei auftauchenden Gedanken kehrt man immer wieder zur Wahrnehmung in die Gegenwart zurück. Man verhindert damit, in über die Zukunft oder die Vergangenheit nachzudenken.
Und das ist der entscheidende Punkt beim Meditieren, der gegen Langeweile hilft. Wie eingangs beschrieben, hat Langeweile etwas mit der Bewertung der Situation zu tun. Es sind Erwartungen vorhanden, dass etwas sein sollte, was nicht ist oder dass man etwas machen sollte, was man gerade aber nicht tun kann.
Langeweile hat mit Ungeduld zu tun. Wenn uns langweilig ist, denken wir an die Zukunft, an das, was wir machen könnten.
Es ist also eine Frage des Denkens, ob wir uns langweilen.
Wenn wir nichts denken und nur den Moment wahrnehmen, kann uns nicht langweilig sein.
Momente der Achtsamkeit im Alltag finden
Muss man dauerhafte Langeweile aushalten können? Ist es erlaubt sich abzulenken vom Nichtstun? Natürlich ist das erlaubt! Es geht, wie bei allem auch hierbei um das richtige Maß.
Es mach wenig Sinn, des ganzen Tag nichts zu tun, die ganze Zeit achtsam zu sein und zu meditieren. Aber mit ein wenig Langeweile sollte man schon zurechtkommen. Wir sollten es schaffen, die kurzen Momenten des Alltags, in denen wir nichts zu tun haben, auszuhalten ohne aktiv zu sein.
Viele haben sich angewöhnt, jede Minute an Leerlauf mit irgendeiner Beschäftigung zu überbrücken. Diese Leute schaffen es nicht einmal, 3 Minuten auf den Bus zu warten, ohne sich mit dem Smartphone abzulenken.
Üben wir einmal, kürzere leere Phasen des Alltags auszuhalten, ohne uns gleich zu beschäftigen. Ob im Wartezimmer beim Arzt, am Bahnsteig oder an der Bushaltestelle, wenn wir auf den Zug oder den Bus warten.
Und auch während der Fahrt in Bus und Bahn sollten wir eine gewisse Zeit in Achtsamkeit verweilen, ohne gleich das Smartphone zu zücken, Musik zu hören oder eine Zeitschrift zu lesen.
Und auch, wenn wir in einem Auto mitfahren und jemand anderes am Steuer sitzt, machen wir es uns zur Aufgabe uns nicht gleich abzulenken. Bei kürzeren Fahrten können wir verschiedenes um uns herum achtsam wahrnehmen.
Wenn wir im Stau stehen, können wir auch diese Zeit als Gelegenheit nutzen, Ruhe zu finden, indem wir ganz achtsam sind. Natürlich muss man am Steuer die Augen offen halten. Aber wir können einmal achtsam wahrnehmen, wie sich der Sitz anfühlt, das Lenkrad oder der Schaltknauf.
Genauso können wir achtsam wahrnehmen, wie wir die Pedale betätigen. Um uns herum können wir das Geschehen ebenso achtsam verfolgen. Wie sehen die anderen Autos aus, wie die Straße und wie das Gelände links und rechts davon?
Für was ist Langeweile gut?
Wie gesagt, kommt es auf das richtige Maß an. Laut Studien ist zu viel Langeweile nicht gut, aber auch zu wenig Langeweile hat negative Konsequenzen. Ich traue dir zu, selbstständig das Maß richtig einzuschätzen. Ich denke, dass du weißt, welches Ausmaß an Langeweile und Nichtstun zu lange ist.
Gleichzeitig denke ich, dass dir auch bewusst ist, dass die Langeweile, die zwischendurch entsteht, hingenommen werden kann und auch hingenommen werden sollte. Ich sage jetzt einmal, dass wir es mindestens 15min aushalten sollten, ohne etwas zu tun.
Das dient nur ganz grob zur Orientierung. Gerne kannst du auch länger nichts tun, ohne daran Schaden zu nehmen. Was ich aber nicht empfehle, ist, täglich mehrere Stunden nichts zu tun.
Wofür kann Langeweile nun gut sein? Zunächst einmal geht es darum, mithilfe von Meditation zu lernen, Langeweile zu akzeptieren. Das Ziel ist, eine andere Sichtweise einzunehmen, bei der man sich über Wartezeiten im Alltag nicht aufregt, sondern dankbar ist, für jede Gelegenheit zur Meditation.
Was zählt, ist, eine positivere Denkweise zu etablieren. Wir werden es nie vermeiden können, dass sich in unserem Alltag Leerläufe und Wartezeiten ergeben. Wer sich grundsätzlich darüber ärgert, setzt sich mehr Stress aus. In folgendem Artikel erfährst du mehr darüber, wie Dankbarkeit gegen Stress hilft.
Zum Schluss möchte ich noch zwei Vorteile erwähnen, die das Aushalten von Langeweile über kürzere Zeiträume mit sich bringt. Nämlich Kreativität und das Erkennen von Sinn.
Wer sich nicht ständig von außen zudröhnt, entwickelt bessere Ideen, Probleme zu lösen und hat genialere Einfälle, sein Leben schön zu gestalten.
Wer sich nicht ständig ablenkt, entwickelt auch die Fähigkeit besser einzuschätzen, welchen Sinn und welchen Wert die Dinge haben, die man tut. Das betrifft nicht nur den Beruf, sondern auch die Freizeit.
Wer ohne Ablenkung in seinem Beruf Langeweile verspürt, der sollte darüber nachdenken, ob das die richtige Tätigkeit ist. Und wer sich unter Freunden ohne Ablenkung durch das Smartphone langweilt, muss sich fragen, ob das gute Freunde sind und ob die gemeinsamen „Aktivitäten“ Sinn machen.
Du hast ein sehr komplexes Thema verdammt gut beschrieben (mit konkreten Beispielen!)
Danke dafür
Danke dir