Im heutigen Artikel gehe ich der Frage nach, ob es besser ist mit offenen oder geschlossenen Augen zu meditieren. Dabei erfährst du, was die Vor- und Nachteile beider Varianten sind. Zum Schluss verrate ich dir noch, wie du einfach herausfinden kannst, was für dich das Beste ist.
Inhalt
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Meditation immer mit geschlossenen Augen?
Du hast sicherlich das typische Bild im Kopf, von jemandem der meditiert. Eine Person, die sich im Lotussitz befindet, die Augen geschlossen hält und auf den Atem achtet.
Doch das ist nur eine von vielen Formen der Meditation. Es ist die typische Sitzmeditation als zeitlich zusammenhängende Einheit an einem Stück.
Aber welche Meditationsformen gibt es noch? Vielleicht hast du auch schon von Meditationen im Stehen oder Gehen gehört. Vor allem für letztere wäre es ungeschickt die Augen geschlossen zu haben.
Allerdings ist Meditation noch viel mehr. Man könnte sagen, dass alles eine Meditation ist, was man achtsam wahrnimmt. Viele setzen – meiner Meinung nach – beim Meditieren einen falschen Schwerpunkt.
Sie fragen danach, ob man eine bestimmte Haltung einnehmen darf und welche Positionen denn offiziell existieren. Sie wollen beispielsweise wissen, wie man korrekt den Lotussitz einnimmt. Einige trainieren dann ihre Muskeln und üben sich in der Beweglichkeit, bis sie es schaffen die Position perfekt zu halten.
Bitte nicht falsch verstehen! Die Haltung hat bei der Meditation schon eine gewisse Bedeutung. So gibt es z.B. einen nennenswerten Unterschied zwischen dem Meditieren im Sitzen und dem im Liegen. Damit habe ich mich im folgenden Artikel beschäftigt: Muss man beim Meditieren sitzen?
Aber die Körperhaltung hat neben der Frage, ob die Augen nun geschlossen oder geöffnet werden müssen nicht diese Wichtigkeit. Es geht vielmehr um die innere Haltung. Entscheidend ist die aufmerksame Wahrnehmung. Und diese Achtsamkeit muss trainiert werden.
Nur wenn du regelmäßig deine Achtsamkeit trainierst, wirst du darin immer besser. Dies kannst du z.B. ganz einfach dadurch tun, dass du bewusst wahrnimmst, was du über den Körper fühlst.
Wenn es also erforderlich ist, regelmäßig die Achtsamkeit zu trainieren, dann kann man es nicht auch noch brauchen sich intensiv mit Körperhaltungen oder ähnlichem zu beschäftigen. Es soll alles erlaubt sein, ob mit offenen oder geschlossenen Augen, wenn es den Weg ebnet zu leichten Achtsamkeitsübungen.
Meditation im Alltag
Als Meditation können im weiteren Sinne all jene Handlungen bezeichnet werden, die man achtsam ausführt. Das gilt auch für ganz alltägliche Aktivitäten, wie:
- Umherlaufen am Arbeitsplatz
- Sitzen am Schreibtisch
- Autofahren
- Das Gehen von Treppen
Das sind jetzt nicht die traditionellen Formen der Meditation. Aber du kannst sie hervorragend in deinen Alltag integrieren. Dabei ist es klar, dass die Vorgänge, die ich eben beschrieben habe, nicht mit geschlossenen Augen durchgeführt werden können.
Wenn man so viel Momente wie möglich im Alltag nutzt, um achtsam zu sein, dann kommt da schon eine gewisse Zeit zusammen und damit auch ein spürbarer Trainingseffekt. Und dabei braucht man auch kein schlechtes Gewissen haben, man würde nicht arbeiten.
Denn auch das achtsame Arbeiten an sich, kann wie eine Meditation sein. Wenn du ganz in der Gegenwart bist und dich voll auf deine momentane Aufgabe konzentrierst kann das den Stress reduzieren.
Arbeitet man nicht schon immer so? Mag sein, dass manche so achtsam bei der Arbeit sind. Aber viele sind mit den Gedanken in der Zukunft oder der Vergangenheit. Sie denken schon an die nächste Aufgabe oder machen sich Sorgen, dass der Chef unzufrieden sein könnte mit dem Ergebnis der Arbeit.
Dabei schwindet die Konzentration vom gegenwärtigen Tun und man macht mehr Fehler.
Meditieren mit offenen Augen kann also heißen, Alltagsaktivitäten achtsam und bewusst auszuführen.
Welche Wirkung haben geschlossene Augen beim Meditieren?
Sobald man seine Augen schließt, zeigt sich eine Veränderung auf dem Bild des EEGs. Es treten nun anstatt Beta-Wellen vermehr Alpha-Wellen auf. Diese stehen für Ruhe und Entspannung. Das Schließen der Augen lässt es also Still in uns werden.
Darüberhinaus verhindern geschlossene Augen, dass wir von Äußerem abgelenkt werden.
Was lehren die Traditionen über die Augen beim Meditieren?
In den meisten fernöstlichen Traditionen wird gelehrt, mit geschlossenen Augen zu meditieren. Doch es existieren auch einige Ausnahmen.
Im Yoga gibt es eine Form der Meditation, bei der man sich mit offenen Augen auf ein Yantra, einer Variante eines Mandalas fokussiert.
Im Zen-Buddhismus existiert eine Meditationsform, bei der man vor einer leeren Wand sitzt und diese anschaut.
Sinn dieser Übungen ist es, sich auf etwas zu konzentrieren, um von Äußerlichem nicht abgelenkt zu werden.
Welche Vorteile hat es, mit geöffneten Augen zu meditieren?
Ich empfehle bei Müdigkeit mit geöffneten Augen zu meditieren.
- Meditieren im Alltag: Wie oben schon erwähnt, ist das achtsame Ausführen von Alltagshandlungen auch eine Form der Meditation. Eine Form, die jederzeit leicht in den Tagesablauf zu integrieren ist. Aber auch eine Form die große Vielfalt ermöglicht: So kannst du bewusst und achtsam all deine Sinneseindrücke wahrnehmen.
- Keine Ablenkung von Innen: Ich habe es schon erwähnt, wie dich das Meditieren mit verschlossenen Augen davor schützt, durch Äußerlichkeiten abgelenkt zu werden. Doch diese Störung kann auch von innen kommen. Gerade nach einem stressigen Tag kann es sein, dass die Gedanken dich ständig ablenken. Hier kann es in der Tat hilfreich sein, sich auf einen Gegenstand im Außen zu konzentrieren.
- Kein Einschlafen: Dieses Problem habe ich schon in einem anderen Artikel ausführlich beschrieben. Immer wieder passiert es, dass Menschen beim Meditieren einnicken. Manche wollen zwar Meditation extra zum Einschlafen nutzen. Aber in aller Regel ist das nicht erwünscht. Vor allem wenn man sehr müde ist, z.B. morgens oder abends, empfehle ich mit geöffneten Augen zu meditieren.
- Wahrnehmung des Schönen: Meditation bedeutet, achtsam die Sinneseindrücke wahrzunehmen. Wenn du dabei die Augen geschlossen hältst, dann fällt schon einmal ein Sinn weg, nämlich der des Sehens. Und was kann man nicht alles schönes sehen. Eine wundervolle Sache ist es, in der Natur zu meditieren. Ist es da nicht schade, sich die schönen optischen Eindrücke entgehen zu lassen? Das bewusste Wahrnehmen der Landschaft in der man steht und auch das Beachten von Details ist etwas, was die Meditation intensivieren kann.
Welche Nachteile hat eine Meditation mit geöffneten Augen?
- Ablenkung von Außen: Bei manchen Übungen geht es darum, sich auf das Innere zu konzentrieren. Es soll beispielsweise der Atem oder ein Körperteil achtsam wahrgenommen werden. Bei diesen Meditationen ist es hilfreich, die Augen zu schließen, um nicht von außen abgelenkt zu werden. Vor allem wenn du dich in keinem aufgeräumten Raum befindest oder Arbeitsunterlagen in deiner Nähe liegen, kannst du leichter abgelenkt werden. All das, was du mit Negativem assoziierst, kann dich bei einer Meditation mit geöffneten Augen stören.
- Weniger Ruhe: Ich habe oben schon beschrieben, wie sich das Schließen der Augen auf die Hirnwellen auswirkt. Die Augen beim Meditieren offen zu halten, bedeutet weniger Ruhe und Entspannung im Gehirn. Das muss aber nicht unbedingt ein Nachteil sein. Je nachdem, ob du zur Ruhe finden möchtest oder ob du wachsam deine Konzentration schulen willst, ist die entsprechende Form der Meditation vorzuziehen.
Meditieren mit offenen oder geschlossenen Augen? Wie entscheiden?
Es wurde nun deutlich, dass das Meditieren auch mit geöffneten Augen möglich ist, selbst wenn traditionell die Augen geschlossen werden. Die Augen zu schließen bedeutet ein Schutz vor Ablenkung von Außen. Geöffnete Augen schützen hingegen vor innerer Ablenkung durch die Gedanken. Daneben verhindern geöffnete Augen ein leichtes Einnicken.
Die Entscheidung empfehle ich von äußeren und inneren Bedingungen abhängig zu machen. Bei Müdigkeit oder an schönen äußeren Orten, die Augen gerne offen lassen. Bei Stress oder mitten im Saustall, die Augen besser schließen.