Du willst meditieren, findest aber keinen stillen Ort? In deiner Umgebung ist alles sehr laut? Kein Problem! Im heutigen Artikel erkläre ich, wie dir das Meditieren trotz Lärm optimal gelingt und wie es dir dennoch möglich ist, innere Ruhe zu finden.
Inhalt
Jetzt Video ansehen:
Was für Auswirkungen hat Lärm?
Es ist nachgewiesen, dass Lärm uns in Stress versetzen kann [1]. Und dauerhafter Stress ist bekanntermaßen nicht gesund. Durch Lärm werden Blutdruck und Herzfrequenz erhöht. Das ist in einzelnen Fällen jetzt nicht sonderlich schlimm.
Allerdings sollte man sich nicht auf Dauer Lärm und Stress aussetzen.
Gewöhnt man sich an Lärm?
Laut Experten gibt es leider keine Hinweise darauf, dass man sich an Lärm gewöhnt [2]. Es mag zwar sein, dass man irgendwann den Lärm nicht mehr so bewusst wahrnimmt. Aber die messbaren Stressreaktionen sind dieselben.
Sogar im Schlaf ist es möglich, dass unser Körper auf Lärm mit Stress reagiert.
Sehr starker Lärm kann bekanntlich auch zu Gehörschäden führen. Für diesen Fall ist es ratsam, einen Gehörschutz aufzuziehen.
Ist Stille gesund?
Laut Fachleuten ist Stille ein effektives Mittel zur Stressreduktion. So wie Lärm uns in Stress versetzt, so verringert Stille die Herzfrequenz und den Blutdruck. Es ist sogar noch besser und entspannender für uns, wenn wir bewusst die Stille wahrnehmen, anstatt einer beruhigenden Musik zu lauschen [3].
Doch weshalb versetzt uns Lärm in Stress und warum schafft Stille Entspannung und somit auch innere Stille?
Dies hat zumeist evolutionäre Gründe. Lärm war früher häufig ein Hinweis auf Gefahr. Auch heute kann dies manchmal noch so ein Hinweis sein. In der Folge geraten wir unter Stress. Der Stress ist eine Reaktion auf eine Gefahrenlage, um zu kämpfen oder zu fliehen.
Jedoch gibt es heutzutage eine Vielzahl an Lärmquellen, von denen keine direkte Gefahr ausgeht. Man denke an Baustellen, an Straßenverkehr, an Maschinen in einer Produktion und vieles mehr. Dabei mag es sein, dass der Lärm eine Gefahr darstellt, nicht aber die Maschinen selbst.
Und dennoch kommen wir in Stress, weil unser Organismus diesen Schall falsch interpretiert und als Gefahr deutet.
In der Natur ist es oftmals sehr still. Wenn es für unsere Vorfahren irgendwelche Geräusche zu vernehmen gab, dann war das ein Hinweis auf Gefahr. In unserer heutigen modernen Zeit und Gesellschaft allerdings ist im urbanen Raum eine Stille wie in der Natur nicht herzustellen.
Bevor ich genau darauf eingehe, wie du bei Lärm wirksam meditieren kannst, möchte ich noch folgende Frage klären:
Was ist Lärm überhaupt?
Diese Frage mag überflüssig erscheinen, ist aber sehr wichtig, wenn es um Stressbewältigung geht. Denn Lärm hat auch etwas mit unserer Deutung des Gehörten zu tun. Lärm ist nicht einfach nur ein lautes Geräusch.
Ein Wasserfall z.B. ist auch nicht gerade leise und man würde nicht auf die Idee kommen, sein Rauschen als Lärm zu bezeichnen. Viele empfinden das Geräusch eines Wasserfalls sehr entspannend, weshalb sie sich auch teilweise in die Nähe eines Wasserfalls zur Meditation begeben.
Von Lärm spricht man also nur dann, wenn es sich um Schall handelt, den man als störend empfindet [4]. Im Wesentlichen hängt es von zwei Faktoren ab, wann wir Geräusche als Lärm empfinden:
- physikalische, akustische Faktoren
- subjektive Faktoren
Physikalische, akustische Faktoren von Lärm:
Geräusche, die laut, hoch und abrupt sind, werden eher als Lärm wahrgenommen. Das hat einfach damit zu tun, dass diese Geräusche mehr auf eine Gefahr hindeuten. Ein Tier, das unverhofft aus dem Versteck springt oder ein Ast, der vom Baum abbricht, stellen eine Gefahr dar.
Beide Geräusche sind abrupt.
Subjektive Faktoren von Lärm
Hierbei geht es darum, wie man das beurteilt, was man hört. Eine bestimmte Musikrichtung in hoher Lautstärke mag für den einen ein riesen Spaß sein. Ein anderer empfindet sie als Lärm.
Oder ein anderes Beispiel: Viele Menschen beschweren sich über den Lärm des Straßenverkehrs, vor allem über laute Motoren. Für andere ist dies Musik in den Ohren. Sie tunen ihre Autos oder kaufen spezielle Sportwagen-Marken, die gerade wegen ihres Sounds so legendär sind.
Auf diesen subjektiven Faktor des Lärms werde ich später noch eingehen, wenn ich erkläre, wie man mit dem Lärm umgehen kann, wenn man meditieren möchte.
Meditation trotz Lärm: Mit diesen Tricks gelingt es
Lärmfreies Meditieren mit Gehörschutz oder Noise-Cancelling
Es gibt heutzutage verschiedene praktische Tools, mit denen man es leise um die Ohren werden lassen kann. Solltest du sehr starkem Lärm ausgesetzt sein, wovon ich nicht ausgehe, dann könntest du dir einen Kapselgehörschutz zulegen.
Das sind diese großen Ohrenschützer, wie man sie von Baustellen kennt. Allerdings sind diese nicht gerade bequem und drücken ganz schön auf den Kopf. Daher würde ich von ihnen abraten, wenn es nicht sehr, sehr laut ist.
Ansonsten sind Ohrenstopfen eine günstige und flexible Lösung, die ich nur empfehlen kann. Es geht ja nicht darum, absolute Stille zu haben. Wenn der Lärm durch den Einsatz solcher Ohrenstopfen auf ein erträgliches Maß reduziert wurde, ist das schon ein echter Gewinn.
Eine weitere Empfehlung, die ich abgeben kann, sind Kopfhörer mit Noise-Cancelling-Funktion. Diese arbeiten mit Antischall. Ein ausgeklügeltes System erzeugt dabei einen Schall, der dem Umgebungsschall entgegengerichtet ist.
Für den Träger des Kopfhörers wird mit dieser Technologie der Umgebungsschall ausgelöscht.
Der Vorteil solcher Systeme ist, dass man neben dem Schutz vor Alltagslärm auch noch entspannende Musik hören kann. Ggf. kann man mit diesen Kopfhörern auch eine geführte Meditation anhören.
Noise-Cancelling-Kopfhörer sind nicht nur als große Kopfhörer mit Bügel, sondern auch als In-Ear-Kopfhörer erhältlich.
Stille Orte im Alltag finden
Ich empfehle hier jetzt nicht in den Wald zu gehen, denn wenn es im Alltag lärmt, ist oftmals kein Wald da, in den man gehen könnte.
Deswegen sei kreativ und überlege dir, wo sich in der Umgebung deines Alltags stille Orte befinden. Dies kann z.B. ein Gang, ein Treppenhaus, ein Kopierzimmer oder das bekannte stille Örtchen, die Toilette sein.
Auf der Toilette ist es vielleicht nicht so gemütlich, doch das ist auch nicht so wichtig. Warum nicht beim Gang auf die Toilette noch 2min verweilen, bewusst auf die Stille achten und diese genießen.
Meditieren trotz Lärm: Mit Lärm umgehen lernen
Dies ist mein wichtigster Tipp, den ich dir mitgeben möchte. Ich habe weiter oben schon angesprochen, dass Lärm auch von subjektiven Faktoren abhängt, dass er also auch eine Sache der Beurteilung ist.
Manche Menschen stört z.B. das Läuten von Glocken. Andere hingegen verwenden extra eine Klangschale zum Meditieren. Wozu Klangschalen gut sind, habe ich in folgendem Artikel erklärt.
Deine große Chance trotz Lärm zu meditieren besteht nun darin, bewusst auf den Lärm zu achten. Man kann fast jedes Geräusch erträglich machen, wenn man bewusst darauf achtet. Natürlich gibt es da Ausnahmen, aber probiere es einmal.
Wir geraten durch Lärm deshalb häufig in Stress, weil wir uns über ihn aufregen. Da ist ein Geräusch, das da nicht sein dürfte, ein Geräusch, das allgemein als nervtötend gilt. Da gibt es Vorurteile, dass z.B. ein Presslufthammer der Lärm schlechthin ist.
Aber lass doch einmal diese Assoziationen beiseite. Konzentriere dich nur auf das Geräusch. Achte auf die Details. Meistens ist es dann so: Wenn man den Lärm zulässt, dann wird man lockerer. Denn jeglicher Versuch, wegzuhören und aktiv zu ignorieren, baut in uns nur Widerstand und Spannung auf.
Wer sich aber bemüht, den Lärm zu akzeptieren, hat weniger Stress und Ärger und vielleicht wird dann auch so mancher Lärm erträglich.
Bei einer Meditation geht es häufig darum, aus den Gedanken herauszutreten, in dem man sich auf eine Wahrnehmung konzentriert. Hierfür kann sogar der Lärm genutzt werden.
Ich habe schon von Leuten gehört, die regelmäßig einem Lärm lauschten, sodass sie inzwischen automatisch in eine Meditation gehen, wenn er wieder ertönt.